Das Rückhand-Slice Wochenzeugnis: Die Herren

Eine Woche Caja Magica. Eine Woche Madrid. Eine Woche ganz viel Tennis. Aber wer hat mit Sternchen bestanden und wer müsste nachsitzen? Das und mehr im Rückhand-Slice Wochenzeugnis für die Herren.

Andy Murray: 1+

Andy Murray gewinnt 2 Turniere in 7 Tagen. Auf Sand. Eins davon in einem Masters Finale in Spanien gegen Rafael Nadal.

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Ja, das ist tatsächlich Fakt und nicht Fiktion. Nachdem sich der Schotte am Montag in München gegen Philipp Kohlschreiber im Tiebreak des entscheidenen Satzes durchsetzte und dann seine Lederhosen kassierte, marschierte der 27-jährige geradezu durch das Turnier in Madrid und verlor nur einen einzigen Satz – gegen Kohlschreiber. Kei Nishikori und Rafael Nadal besiegte er beinahe schon routinemäßig mit aggressivem, dominanten Tennis. Unverhofft kommt oft, aber dass sich Murray direkt nach seinem Sieg in der bayrischen Landeshauptstadt auch noch die sehr bizarre Madrid-“Trophäe” sichert, war wirklich nicht zu erwarten. Sahne-Woche. Eins mit Sternchen.

Rafael Nadal: 3

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Die Fragen um Rafael Nadal werden nicht weniger. Zwar hat er aufgrund seiner Konstanz über die Woche hinweg einige eliminieren können, aber sein Auftritt im Finale wurf wiederum neue auf. Andy Murray sollte nie 80% der Punkte hinter seinem 2. Aufschlag gewinnen, aber Nadal positionierte sich (wie so häufig) meterweit hinter der Grundlinie und schaffte es über die Partie hinweg nie richtig sein Timing zu finden. Viele Returns landeten entweder im T-Feld oder segelten ins Aus und vor allem auf der Rückhand-Seite wurde der Spanier mal für mal von Murray überrollt. Für Nadal geht es nun in Rom darum möglichst irgendwie wieder in die Top4 zurückzuklettern – dies ist allerdings fast nur über den Turniersieg möglich.

Kei Nishikori: 2-

Während Nishikori über einen Großteil der Woche zu überzeugen vermochte, traf er im Halbfinale auf einen Andy Murray, der wohl das beste Sandplatzmatch seiner Karriere bis dato spielte und nach Mitte des ersten Satzes eindeutig das Heft in der Hand hatte. Von Nishikori war es kein schlechtes Spiel, allerdings lässt sich ein Mangel an taktischem Scharfsinn über einige Strecken der Partie nicht wirklich leugnen. Zu häufig suchte der Japaner die in dieser Woche bärenstarke Rückhand von Murray (Schlag der Woche, zweifellos) auf und es schien ein wenig an Ideen zu fehlen, wie er er dem Schotten Einhalt gebieten kann. Trotzdem – kein Grund zu übersehen, wie beinahe problemlos er David Ferrer im Viertelfinale die Schranken aufwies.

Philipp Kohlschreiber: 2

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Kohlschreiber ‘ne 2? Wirklich? In Madrid mag vielleicht früh Schluss gewesen sein für die deutsche Nummer 1, aber Montag starkes Finale in München gespielt, Dienstag dann die erste Runde in der spanischen Hauptstadt gewonnen und am Mittwoch Donnerstag dann als einziger diese Woche eine Murray einen Satz abgenommen. Klar der Bagel um 3 Uhr morgens in Madrid tat weh, aber alles in allem kann Kohlschreiber recht beruhigt in den Rest der Sandplatzsaison gehen – vor allem mit dem Wissen, dass die Form einigermaßen stimmt.

Roger Federer: 3

3 Sätze und dann war Federers Ausflug nach Madrid vorbei. In einer der meisterwarteten Begegnungen letzten Mittwoch verlor Roger Federer gegen Nick Kyrgios in einem absoluten Herzschlagfinale 12:14 im entscheidenden Tie-Break. Der Schweizer selbst hatte zwei Matchbälle aber Kyrgios’ Aufschlag half dem Australier in den entscheidenden Situationen. Wie der 17-fache Slam-Champion selbst danach sagte, hätte er genauso gut als Sieger vom Platz gehen können, aber am Ende triumphierte sein 20-jähriger Gegner.

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Klar, Federer gewann das Turnier in Istanbul (wenn auch nicht ohne Schwierigkeiten) und er selbst schätzt sein Niveau im Moment als ordentlich ein, aber die Bank, die sein Ranking vermuten lassen sollte, ist der Schweizer, wie schon im Vorjahr, auf Sand eher nicht.

Stan Wawrinka: 4-

Von einem Schweizer, der nicht zuverlässig ist, zu dem anderen, der seit seinem Sieg in Rotterdam im Februar von einem Turnier ins nächste strauchelt. Auch diese Woche hat für Stan Wawrinka nicht den dringends nötigen Befreiungsschlag auf dem Platz gebracht und nachdem er sich durch sein erstes Match gegen Joao Sousa kämpfte, war erneut gegen Grigor Dimitrov Schluss. Wenngleich nicht in der Deutlichkeit des Monte Carlo Debakels, so war es trotzdem ein weiterer Dämpfer für den 30-jährigen, der eigentlich auf Sandplatz bei weitem besser abschneiden sollte als er es nach seinem Monte Carlo Triumph in 2014 tat.

Nick Kyrgios: 2

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Nach seiner ersten Finalteilnahme in Estoril gab Nick Kyrgios in Madrid weitere Bestätigung dafür, warum er innerhalb der letzten 12 Monate in aller Munde ist. Mit dem Hang zur größen Bühne und dem nötigen Mangel an Respekt vor großen Namen gewann der Australier das bereits oben erwähnte Zweitrundenmatch gegen Federer. Die Beständigkeit wochein, wochaus ist weiterhin ein kleines Fragenzeichen hinter dem 20-jährigen aber seine Liebe für die großen Matches wurde erneut untermauert. Was eine Rampensau – im besten Sinne des Wortes.

Hyeon Chung: 1

Leise, still und heimlich etwas abseits des Hauptaugenmerks klettert Hyeon Chung weiter die Weltrangliste hoch. Nachdem er zu dieser Zeit im letzten Jahr noch auf Platz 384 stand, sprang er durch seinen überlegenen Challengersieg in Busan auf Platz 69 der Weltrangliste hoch. Chung wird diesen Monat 19 und ich habe Anfang Februar auf TheTennisIsland einen kleinen Primer über den Südkoreaner mit den vielen Brillen geschrieben.

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Zwar hat er noch nicht die großen Resultate auf der ATP Tour erreicht (mit Ausnahme seiner Siege in Miami und Houston), aber die Beständigkeit und Geschwindigkeit, mit der es nach oben ging, sind stark.

Organisation und Spielplan in Madrid: 5

Dazu fällt mir wirklich nicht mehr ein. Einfach nur albern und unausgegoren. Murray und Kohlschreiber sowie Kuznetsova haben zu guter Recht gekocht in Anbetracht der Art und Weise, wie das schon seit mehreren Jahren in der spanischen Hauptstadt gehandhabt wird. Schade, denn das Tennis war diese Woche in vielen Fällen wirklich sehr unterhaltsam.

 

 

About René Denfeld

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