Berdych gewinnt Davis Cup Generalprobe gegen Zverev

Marseille

Nach 2 Stunden und einer Berg- und Talfahrt im dritten Satz ging Alexander Zverev dann doch zuerst vom Platz und die 3-wöchige Reise der deutschen Nachwuchshoffnung durch die Hallen von Montpellier, Rotterdam und Marseille kam zu ihrem Abschluss.

MarseilleZverev

Tomas Berdych gebat dem 18-jährigen letztenendes Einhalt – auch wenn er sich dabei sehr schwer tat und beinahe das Match aus der Hand gab, nachdem er beim Stande von 2-5 zwei Matchbälle bei Aufschlag Zverevs ungenutzt ließ.

Bereits nach seinem Erstrundenmatch gegen Julien Benneteau vermerkte Zverev, dass er sich in seiner dritten aufeinanderfolgenden Woche nicht mehr so frisch fühlt wie noch vor gut zwei Wochen in Montpellier, wo er das Halbfinale erreichte.

“Nein, so gut wie in der ersten Woche fühle ich mich nicht mehr, aber ich habe das Gefühl dass ich mich weiter reinhänge und ganz ordentlich spiele. Das nächste Match gegen Tomas [Berdych] wird eines der härtesten der letzten drei Wochen und wir werden sehen wie’s mir ergeht aber, vom Standpunkt meiner Form denke ich, dass ich für ihn bereit bin – es wird dann vermutlich etwas davon abhängen, wie ich mich körperlich fühle”, so Zverev im Anschluss an sein Erstrundenmatch am Dienstag.

Die erwartete Härteprobe wurde es dann auch für die Nummer #54 der Welt. Vor allem im ersten Satz spielte Berdych geradliniges, abgezocktes Tennis und drückte den 18-jährigen abermals hinter die Grundlinie. Die einzige Unkonzentriertheit des Deutschen beim Stand von 3-4 gnadenlos nutzte die Nummer 2 der Setzliste in Marseille gnadenlos aus. Zverev war zwar dran – aber im entscheidenden Moment war die #6 der Welt abgezockter.

Die Tendenz des ersten Satzes setzte sich auch danach fort – nur, dass Zverev mehr erste Aufhläge brachte, sein Service schneller hielt und den Tschechen mehr unter Zugzwang setzte. Der 18-jährige war deutliche näher am Break und hatte bereits seine Möglichkeiten beim Stande von 2-3, aber es war dann das 8. Spiel im zweiten Satz, in dem Berdych deutlich nachhilf und den Aufschlagverlust auf dem Silbertablett servierte. Beim Stand von 15-40 gab der Linienrichter den ersten Aufschlag Berdychs aus, Stuhlschiedsrichter Cedric Mourier überstimmte prompt – und behielt recht. Soweit war der 30-jährige noch einverstanden mit dem Franzosen, allerdings ließ dieser den Punkt wiederholen, da Zverev am Ball war und es begann die alte Leier vom vermeintlich späten Ausruf – Berdych monierte, dass der Ausruf auf den meterweit im Aus landenden Return des deutschen keinen Einfluss hatte. Alles meckern half nichts, Mourier ließ den Punkt wieder holen und so kam es wie es kommen musste und Berdych streute prompt einen Doppelfehler ein. Zverev nahm dankend an und fackelte nicht lange damit den Satz unter Dach und Fach zu bringen.

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“Wenn man in einer schwierigen Situation is und nach bei eigenem Aufschlag hinterherhinkt, und man hat die Möglichkeit zurückzukommen und man hat dann so eine Situation, dann sollte man meinen, dass derjenige, der ganz ruhig oben im Schiedsrichterstuhl sitzt, das ganze doch besser einschätzen muss. […] So war eben seine Entscheidung und das war mein Pech, aber es ist ok”, sagte Berdych nach der Partie.

Im dritten Satz hielt der Deutsche die ersten paar Spiele solide mit bis zum Stand von 2-3 – als der schwarz-rot-goldenen Nummer 2 dann eine seiner fast schon bekannten Tiraden einstreute. Auf der gegenüberliegenden Seite hielt jemand vermeintlich mit Blitz mehrfach die Kamera in seine Richtung, was er ein-, zwei- und dann dreimal beim Stuhlschiedsrichter beklagte. Mourier bat den Zuschauer zwar darum, die zu unterlassen aber gleichermaßen hatte er dann auch bei der dritten Beschwerde die Faxen dicke und brummte dem deutschen dann noch eine Verwarnung auf. Ähnlich wie Berdych im zweiten Satz, gab Zverev seinen Aufschlag ab, ehe er sich wieder gefangen hatte und hatte dann in Windeseile bei 2-5 und eigenem Aufschlag 2 Matchbälle gegen sich.

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Zverev zog den Kopf allerdings nochmal aus der Schlinge – und Berdych half ordentlich mit das Seil zu lockern. Die #6 der Welt wackelte und nach seinen beiden ungenutzten Matchbällen, streut der Tscheche ein paar unerzwungene Fehler zu viel ein und der Throwback Thursday schien dann gar zu wahr zu werden. Zverev war plötzlich wieder am Drücker – ähnlich wie bei seinem 3-Satz Sieg gegen Gilles Simon am vergangenen Donnerstag, als er noch einen Rückstand im entscheidenden Satz drehen konnte.

Nachdem Zverev dann allerdings selbst eine Chance zum Break bei 5-5 liegen ließ, schlug Berdych beim nächsten Aufschlagspiel des Deutschen zu, vermied den Tie-Break und verwandelte nach etwas über zwei Stunden seinen 3. Matchball nach einer packenden Grundlinienrallye, die symptomatisch für das Match war – Zverev war ganz dicht dran, aber Berdych behielt die Oberhand – wenn auch knapp, wie der Top10-Stammgast nach der Begegnung konstatierte.

“Es war definitiv ein hartes Match zum Einstieg, aber das passt schon, man bekommt heutzutage kaum noch einfache Begegnungen, vor allem mit den ganzen jungen Spielern, die gerade hochkommen!”, so der Tscheche nach seinem Sieg in der Mixed Zone. Allerdings war dieser Erfolg gegen Zverev eine ganze Runde härter erarbeitet als noch in Stockholm letzen Herbst.

“Ja, mit den jungen Kerlen, die gerade hochkommen, ist es nicht einfach und die Veränderungen, die sie in kürzester Zeit machen, sind fast schon extrem. Mit jedem Monat sieht man fast einen neuen Spieler auf der anderen Seite des Netzes. Für Alexander ist das natürlich super, für uns ist das ein harter Test und ein weiterer starker Gegner. Er ist definitiv dabei sich zu verbessern, wird solider, stärker, schlägt gut auf und trifft einen guten Ball – absolut jemand, auf den wir weiter ein Auge behalten müssen.”

Zverev verließ nach einem sehr ordentlichen Handschlag den Platz unter anerkennenden Applaus des französischen Publikums – aber nicht mit hängendem Kopf. Die Enttäuschung über den knapp verpassten Coup wird den selbstkritischen 18-jährigen noch etwas wurmen, allerdings hat sich der Teenager in den letzten 3 Wochen von einer sehr guten Seite gezeigt und am Donnerstag Abend trotz leichter Spielmüdigkeit Berdych alles abverlangt – und das wird dem ehrgeizigen “ATP Star Of Tomorrow 2015” noch mehr Antrieb geben, weiter hart an sich zu arbeiten.

Berdych

Eine Chance zur Revanche gegen Berdych wird es bereits in naher Zukunft geben; beim Davis Cup in Hannover am ersten März-Wochenende – auch wenn der Tscheche bereits klar gemacht hat, dass dort dann andere Regeln gelten.

“Hat das Match hier Marseille etwas mit dem Davis Cup zu tun? Ich glaube nicht so wirklich weil der Davis Cup wirklich eine ganz andere Geschichte ist. Sicher, es ist immer noch ein Einzelmatch aber die Atmosphäre drum herum macht immer einen Unterschied. Ich denke, ich habe relativ viele Ties gespielt und bin in der Hinsicht recht erfahren. Wir werden sehen!”

Berdych trifft als nächstes auf David Goffin, Alexander Zverev legt eine Wettkampfpause bis Anfang März ein – und wird dann hoffen im nächsten Monat die Top50 zu knacken. Viel fehlt momentan nicht – und auch nicht zu einigen von den großen Namen, basierend auf den Vorstellungen der letzten Wochen.

About René Denfeld

Weather is my business. Tennis is my playground. Born in the year of the Golden Slam. Just give me all the bacon and eggs you have.
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